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Mittwoch, 14. Februar 2018

~3~ Blonde Püppchen, Déjà-vus &dunkle Augen...

Ich war so sehr in meine Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie schnell die Zeit vergangen war. Wir waren also gerade auf unseren geliebten Uni-Parkplatz aufgefahren und die erste Person, die mir direkt ins Auge fiel, war natürlich er. Lucas. Es könnte aber vielleicht daran liegen, dass auch er mir direkt in die Augen blickte. Sein Kopf hatte sich ruckartig in meine Richtung gedreht. Als hätte er gespürt, dass ich da war...
Groß, breit und komplett in schwarz gekleidet.
Der Vorzeige-Draufgänger aus dem Bilderbuch, wie er leibte und lebte. Mir war plötzlich ganz komisch zu mute, also wendete ich den Blick rasch ab und kramte in meiner Tasche. Nach irgendetwas. Wo nach, wusste ich selber auch nicht so genau. Das ist ja ein super Start in den Tag...
Vielleicht sollte ich einmal kurz erklären, was es mit ihm auf sich hatte, damit ihr das ganze Drama endlich verstehen könnt. Das ließ sich wohl nicht mehr auf später verschieben. Leider. Ein Seufzen entrang sich mir und ich ignorierte Alex fragenden Blick konsequent. Lucas... Was kann man schon zu ihm sagen? Er war auf einmal da gewesen. Allein, ohne viel Brimborium und Aufruhr. So schien er selbst auch zu sein. Wenn man es so betrachtete, war er das komplette Gegenteil von Alex. Alex war... Wie solle ich das jetzt beschreiben? 
Irgendwie hell? 
Ja, genau das traf es ganz gut. Hell und Dunkel. Alex war aufgeschlossen und immerzu am Grinsen, Flirten und Lachen. Er genoss die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen, besonders die, von dem weiblichen Teil. Er hatte kein Problem unter ihnen zu sein, nahm jede Spannung aus dem Raum und gab seinem Umfeld das Gefühl von Leichtigkeit und Sicherheit. Er war wie ein kleiner Sonnenkönig.
Lucas jedoch schien ein ruhiger Typ zu sein, blieb vorzugsweise für sich, lächelte eigentlich so gut wie nie. Er strahlte etwas... ja was war es denn eigentlich? Ich versuchte es in Worte zu fassen. Es wirkte nicht traurig, nicht gebrochen, nicht glücklich. Konzentriert irgendwie. Immerzu auf etwas fixiert, angespannt. Aber das bedeutete nicht, dass er nicht freundlich sein konnte. Nicht lachte und glücklich war. Ich hatte es bei ihm zuvor zwar noch nie gesehen, aber das hieß ja noch lange nicht, dass  es nicht möglich war. Das konnte doch eigentlich jeder Mensch, oder nicht? Es zu wollen war wohl der Entscheidende Punkt und somit eine ganz andere Geschichte. Es lag nicht am können, da war ich mir sicher...
Er faszinierte sie irgendwie, obwohl sie ab und zu auch Angst vor ihm hatte. Er tat nichts. war einfach da, mit seinen dunklen Augen und diesen langen Wimpern, die nicht nur ihre Aufmerksamkeit zu erregen schienen. Frauen hatten eben auch Bedürfnisse. 
~EMY, man, hörst du mir überhaupt zu? blökte Alex mich von der Seite an. ~Was? fragte ich, so plötzlich aus meinen Gedanken gerissen. Er warf einen Blick nach links. Unwillkürlich richtete auch ich meine Aufmerksamkeit auf diese Richtung.Oh. das ist doch jetzt nicht wahr... ~ Was soll das schon wieder? fragte ich erzürnt. ~ Als ob das was vollkommen Neues wäre  Emy, gab Alex seinen Senf dazu. Es passierte vor aller Augen, aber niemand schien es sehen zu wollen. ~ Ich kann einfach nicht glauben, dass diese hirnamputierten Gorillas Spaß daran haben, Mike jeden Tag aufs Neue durch die Gegend zu schubsen und ihn fertig zu machen. Ganz richtig, immer schön die Augen vor den unangenehmen Dingen des Lebens verschließen...
Sie spürte wie der Zorn in ihr wuchs, sie dazu brachte ihren Anschnallgurt zu lösen und aktiv zu werden. Es konnte ja keiner erahnen, was noch passieren würde.
~ Und dich scheint es nicht einmal zu interessieren, motze ich Alex an. Er zuckte zusammen, das Ganze passte ihm offensichtlich nicht in den Kram. ~ Jetzt sei doch nicht so, er muss langsam lernen sich gegen sie zu wehren, verstehst du das nicht? murrte er. ~ Wir alle mussten da mal durch...murmelte er und stieg dann, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, aus.
Irgendwie hatte er Recht, aber wir hatten zumindest jemanden gehabt, der auf uns aufgepasst hat, uns gezeigt hat, wie wir uns selbst helfen konnten, wenn es hart auf hart kam. Entschlossen schlug ich Earls Autotür zu (entschuldige Baby, ich wollte es nicht übertreiben), schulterte meinen Rucksack und stapfte direkt auf den Fleck des Grauens zu. Alex durchschaute mein Vorhaben wohl sofort und packte mich an meinem Handgelenk. Genervt blieb ich stehen und funkelte ihn an. ~ Was willst du?
~ Hör auf dich immer in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen! Ich kenn dich doch, lass es sein! Mein Starren wurde nur intensiver. ~Du wirst dich nicht zwischen die King-Kong-Fronten stellen! wies er mich zurecht. Keine Spur mehr von dem belustigten Blitzen in diesen viel zu ernst dreinblickenden Augen. Ich stutze, denn er wirkte extrem angespannt. Was ist denn jetzt mit ihm los?

~ Jungs, h-hey, wirklich, bitte, l-lasst das, bitte..., wimmerte es hinter mir. ~ Oh, scheiß drauf... murmelte ich, riss mich los und lief genau zwischen die besagten King-Kong-Fronten.
Als ich mich vor Eric, einen dieser besagten Riesen, stellte und seine Finger behutsam von Mikes Kragen löste, nahm ich aus dem Augenwinkel, lauter überraschte, geradezu verwunderte Gesichter wahr. Niemand, wirklich Niemand gab einen Ton von sich. Es war schon beinahe lustig, dass man mit ansehen konnte, wie diese Affen versuchten diese ganze Situation zu verarbeiten, um zu verstehen, was da gerade passiert war. ~ Suuuper das wir uns so problemlos verstehen, wir gehen dann jetzt..., sagte ich gedehnt und versuchte mein Glück, wollte Mike unauffällig mit mir mitziehen. Fehlanzeige. Hätte mich auch gewundert, wenns so einfach gewesen wäre... Denn auf einmal brach das große Gelächter aus. Der Typ dessen Finger ich von Mikes Kragen gelöst hatte, war der Erste, blieb aber nicht der Einzige. Er stellte sich wie eine riesige, fleischige Mauer vor uns auf. ~ Wo willst du denn hin, Em? Ich blickte trotzig und mit zusammengebissenen Zähnen zu ihm hoch. Notfall trete ich ihm halt in die Eier...
 Ohh nein, das war definitiv noch nicht alles. Die Ganze Eskorte fand meinen Auftritt wohl zum Schreien komisch und rückte enger zusammen. Es ging gerade erst los...
~ Emily! zischte Mike neben mir. Erst jetzt sah ich direkt in sein vor Angst verzerrtes Gesicht.          ~ Was ist denn? zischte ich zurück. ~ Was sollte das? flüsterte er und wand sich hin und her. Ich verdrehte die Augen (Nummer drei, tut mir leid Mum, ich gebe ja schon mein Bestes) und raunte genervt: ~ Wonach sieht es denn aus, du Intelligenzbestie? Bevor ich seine nächsten Worte verstehen konnte, wurde ich plötzlich von hinten hochgehoben.Okay? Wer hatte diese Dreistigkeit gewagt? Ich hasste es, wenn ich hochgehoben wurde! Komplett überrumpelt von dieser Situation, blickte ich hinter mich: ~ Hey! Bin ich deine Barbiepuppe oder was? Lass mich gefälligst- 
schnauzte ich, bevor ich realisierte, wer meine lebendige Leiter zum Himmel spielte.Ich war zu  verblüfft, um noch einen weiteren Ton herauszubekommen. Dunkle Augen, lange Wimpern, ein markantes, emotionsloses Gesicht, dunkle kurze Haare...Oh oh. Ich spürte wie mein Herz förmlich schrie: Los, auf Hochtouren jetzt! LOS, LOS, LOS! POCH, POCH, POCH! Das ist doch jetzt echt nicht wahr..., versuchten meine überforderten Synapsen die Informationen an mein Hirn weiterzuleiten. Gab wohl grade Stau oder so was... Um uns herum war es erneut verstummt. Ich war wohl nicht die Einzige, die total überfordert war.
~ Hey! ertönte es hinter uns schroff. Ich ignorierte diesen Ausruf komplett. Lucas Nähe und diese Augen... Was hat er nur an sich, dass ich mich plötzlich so komisch fühle, so überfordert bin?
Sein Kopf jedoch fuhr ruckartig in Richtung dieses Ausrufes. Seine Miene verdüsterte sich, wenn das bei diesen emotionskargen Gesichtszügen überhaupt noch möglich war.
~ Was willst du? erklang seine raue Stimme nüchtern. ~ Lässt du Prinzessin von Lebensmüde mal runter? herrschte sie Lucas kühl an. Ich stutze. Prinzessin von- ...warte... Alex? Auch ich drehte endlich meinen Kopf nach hinten und tatsächlich, Alex stand direkt hinter uns, erstarrt, kalt, irgendwie so gar nicht Alexhaft. Dieser Anblick war so eigenartig, dass er mir durch und durch ging. Ich blinzelte ein-zweimal, bis mir wirklich klar wurde, was das hier für ein absolut lächerliches Szenario sein musste.
~ Er hat Recht, lass mich runter! zappelte ich, von plötzlicher Sturheit gepackt. Es schien mir fast so, als ob es Lucas amüsierte, aber er ließ mich schließlich doch endlich herunter. Hatte ich zufälligerweise schon erwähnt, dass ich es hasste einfach so hochgehoben zu werden? Ja? Egal, das konnte nicht oft genug betont werden. Schön, dass wir das nochmals klären konnten.
Aufmerksam analysierte ich die Stimmung der Umgebung : die Gorillas beobachteten die Geschehnisse mit halber Aufmerksamkeitsspanne.Sie schienen schlau genug zu sein, um sich von Lucas und Alex fernzuhalten.Zumindest hatte sie diese ganze Situation von Mike abgelenkt. Apropos Mike.
Sein Blick wirkte leicht verstört, als er von Alex zu Lucas und wieder zurück, sah. Ich kicherte als ich seinen entrückten, starren Blick entdeckte. Jaja, Mikey war schon immer leicht zu erschrecken gewesen. Dieses Kichern erstarb aber abrupt, als ich mich nun Alex und Lucas zu wandte. Diese Energie. Es war kaum zu beschreiben, was da zwischen den Beiden war. Wieso hatte ich die Vermutung, dass sie sich hassten? Die Feindseligkeit, diese Aggression die zwischen den Beiden wie etwas Lebendiges pulsierte, war fast schon beängstigend.
Sie stutze, denn nach kurzem Leugnen gestand sie sich ein, dass ein Déjà-vu Gefühl sich in ihr ausbreitete, sie zu überrollen drohte. Sie schauderte als sie die wirkliche Szene mit der Szene aus ihrem Traum verglich, Warte mal... 
Bis sie dann plötzlich eine Übelkeit erregende Erkenntnis traf. Das... das kann doch nicht sein, das muss ein Zufall sein, dachte sie verwirrt. Alex und Lucas...die Beiden, sie trugen exakt dieselbe Kleidung wie in ihrem Traum. Es fehlte nur, dass Alex jetzt...-
~ Du Idiot, du hast mich belogen, schmor in der Hölle! kreischte es hinter Alex, und im nächsten Moment schüttete ein mir unbekanntes, blondes Püppchen ihm ihre Flasche über den Kopf. Alle schienen in ihren Bewegungen wie fest gefroren. Keiner sprach ein Wort, keinen Laut. Das Püppchen stakste erhobenen Hauptes davon und ich starrte ihr mit offenem Mund hinterher. Was zum...-
Mein Herz raste panisch und ich blickte mich paranoid um. Okay. Ganz ruhig bleiben, Emily, atme ein und aus. Ein und aus. Ein und...- DAS kann doch nicht sein, ich bin doch kein Medium oder so ein Mist!!?Ach zum Teufel mit der Ruhe.
Einem verrückten Impuls folgend, stellte sie sich zwischen Alex und Lucas.
~ So Jungs, ich habe keine Lust auf eure dramatische Scheiße, wir kommen zu spät also bewegt eure -
Eine Sekunde. Nur eine Sekunde verging und beide wendeten sich einfach gleichzeitig von ihr ab. Ließen sie stehen. Verdattert blickte sie von links nach rechts:
~ Hey, hallorief ich völlig empört. Aber keiner der Beiden schien mich zu beachten. ~ Ist das jetzt euer Ernst? rief ich den beiden immer noch hinterher. Immer noch keine Reaktion. ~ Gut, dann ignoriert mich doch, brüllte ich ihnen nach und machte dann auf dem Absatz kehrt. Mitten in dieser Bewegung schnappte ich mir Mike und zerrte ihn hinter mir her. ~ Komm jetzt, wir kommen zu spät zum Französisch-Seminar, maulte ich ihn an.  Ach, wie ich diesen Uni-Alltag doch liebe... drängen wir den Psychoshit mit den Traumvisionen mal in die hinterste Ecke meines Hirns und konzentrieren uns darauf, den Alltag zu überleben.
Gerade als ich dachte, ich könnte ein wenig aufatmen, stieß ich schon mit dem nächsten Problem zusammen und fragte mich, womit ich das verdient hatte...
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