Okay, Uni ist eben mein Job, ich muss da halt hin, sie seufzte ergeben und kroch aus dem Bett. Ja, na gut, um fair zu sein; eigentlich musste ich ja nirgendwo hin, ich studiere, weil ich das will aber die berüchtigte Anwesenheitspflicht ist nun mal kein Mythos.
Geistesabwesend sprang sie unter die Dusche, zog sich an, ging also ihrer morgendlichen Routine nach. Appetit hatte sie keinen, auch wenn ihre Mom solche "Ausreden" nicht akzeptierte.
~ Was meinst du denn mit keinen Appetit? ~ Es heißt in der Verhaltenslehre doch nicht umsonst Appetenzverhalten, Kind, du musst essen, so hat es die Natur vorgesehen! predigte sie mal wieder mit drohendem Finger, auf ihre Art und Weise, irgendwie liebevoll. Ich verdrehte ungewollt die Augen (ist eine meiner vielen schlechten Angewohnheiten, hach was bin ich doch wieder bösartig) und knabberte an einem Apfel. ~ Mom, ich muss jetzt wirklich los, Alex holt mich gleich ab. Ups. Mist.
Das hätte ich wirklich nicht erwähnen sollen. Sie würde sich am liebsten in den Hintern treten.
Moms Augen begannen sofort zu strahlen...oh nein, bitte nicht schon wieder, dachte sie.
~ Er ist so ein liebenswerter, junger Mann Emily, schon damals in seinen Draufgänger- Windeln war er einfach nur zauberhaft! träumte sie wieder vor sich hin. Bevor ich sie aus ihrem Alex- Paradies zerren konnte, ertönte draußen das mir allzu vertraute Hupen von Earl. Wenn man grad vom Teufel spricht; ~ Ich bin dann mal weg, bis heut Abend Mum. Bevor sie etwas erwidern oder auch nur irgendwie reagieren konnte, war Emily auch schon aus der Tür gesprungen und lief zum guten alten Earl. Zärtlich strich sie über sein Dach und lächelte.
~ Hey, hörst du mal auf mit dem Auto zu flirten und steigst ein, Madame? ertönte es grinsend von der Fahrerseite. ~ Er wird unsere Gefühle niemals akzeptieren Baby, flüsterte ich dem Prachtstück liebevoll zu und stieg dann doch ein. Kopfschüttelnd startete er den Motor; ~ Was hat Earl, was ich nicht habe Süße? jammerte er in melodramatischem Herzschmerz-Ton. Süße. So klebrig, so wäh. Sie hätte sich am liebsten gewunden, um ihrem Eckel und Protest Ausdruck zu verleihen.
~ Erstens; vergiss das Süße oder du wirst es noch bereuen,
zweitens; Earl ist der Traum aller Frauen Alex, sieh es endlich ein, du kannst ihm nicht das Wasser reichen, schmunzelte sie.
~ Verflucht seist du Earl..., murmelte er ergeben und fuhr endlich los. Richtung Uni. Yeah, was für eine unbändige Freude. Nicht. Naja vielleicht war da doch ein kleiner Funke Freude. Winzig klein.
~ Und heut Nacht wieder was Verrücktes geträumt? hakte er nach, während ich aus dem Fenster blickte und meinen Gedanken nach hing. Das traf sie nun doch etwas unvorbereitet und sofort schossen ihr die Bilder von Lucas durch die Gedanken. Von Lucas und ihr...
Ich spürte, wie ich errötete und fluchte innerlich auf, versuchte an etwas anderes zu denken. Weg mit Lucas! Weg mit ihm und seinen verflucht schönen Augen. Mist.
~ Emy? Hallo, noch da? Ich spürte seinen fragenden Blick auf mir und nahm mich zusammen;
~ Ehhhm...ja, klar, war eigentlich wie immer sehr eigenartig,einzigartig und ziemlich..., ich suchte nach dem richtigen Wort;
...krank, du weißt schon..., druckste ich rum.
~ Wieso, hast du von mir geträumt? raunte er mit seinem anzüglichen Lächeln zu. Und schon zum zweiten Mal verdrehte sie heute die Augen. Es tut mir leid Mom, er zwingt mich geradezu, dachte sie unschuldig. Ihre Mum hasste diese Angewohnheit, sie fand es respektlos. Na gut, wenn du es so haben willst Alex, kannst du haben;
~ Ach...ja, eigentlich schon, wieso? murmelte ich und sah ihn bewusst nicht an. Plötzlich war er still und sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen als sie ihn schlucken hörte. Sie spürte seinen Blick auf sich. Alex, Alex, Alex, woran denkst du denn schon wieder? dachte sie schelmisch. ~ Wie meinst du das? fragte er sichtlich konzentrierter als eben noch. ~Du, ich. Wir beide Alex, nachts...verstehst du, was ich meine? Es war einfach nur..., sie seufzte gespielt verzückt und warf ihm einen schüchternen Blick zu, beobachtete voller Schadenfreude, wie er nervöser wurde. ~ Ach, komm Em, haha, ich weiß, was du -
~ Das mit uns, du hast gewusst, dass es mal so kommen würde...unterbrach sie ihn. Sein Blick huschte erneut zu ihrem Gesicht und das, was er sah überforderte ihn etwas. Hat sie wirklich so von mir geträumt? Ihr Gesicht ist ganz rot, stellte er irritiert fest.
~ Emy, du, d-as ist... das mit uns war doch i-immer...stotterte er. Was mach ich hier eigentlich? fragte er sich, während er seinem eigenen Gestotter zuhörte.
~ Wieso? Komm schon, du weißt doch das du es auch willst...murmelte ich und rückte mit verletzlichem Blick näher an ihn heran. Normalerweise beließ ich es bei meinen Sprüchen. So, probieren wir mal etwas Neues. Ich rückte noch näher heran und als ich seinen Arm berührte, machte er einen Satz und zog zischend die Luft ein. Er klang wie eine fauchende Katze. Das war zu viel, ich konnte meine liebeskranke Fassade nicht mehr aufrechterhalten und brach in schallendes Gelächter aus.
~ Huch, plötzlich so schreckhaft Mister taff und ober cool? grinste ich breit. Er atmete ein und aus, brüllte dann: ~ WILLST DU UNS BEIDE UMBRINGEN?!
Ich lachte nur noch lauter; ~ Idiot, mach dir nicht ins Draufgänger-Höschen, ich kann nichts dafür, wenn du jedes Mal darauf reinfällst. Er schnaubte wütend und drehte die Musik demonstrativ lauter.
Typische Reaktion eines Alexanders. Naja, zumindest dieses Alexanders. Der kriegt sich schon wieder ein, dachte sie gut gelaunt, lehnte sich zurück, schloss die Augen und lauschte der Musik.
Nur einmal um das klar zu stellen. Alex und ich ... nein. Eh eh. Niemals! Er ...er ist einfach Alex, der Typ Mensch, der mit seinen ach so fantastischen eisig-blauen Augen jedem Mädchen den Kopf verdrehte. Er war groß, gut aussehend, und gar nicht mal so auf den Kopf gefallen. Schönheit liegt zwar im Auge des Betrachters, aber die Studentinnen scheinen alle wohl irgendwie auf einen markanten Kiefer, ausgeprägt Wangenknochen und eine römische Nase zu stehen. Oder vielleicht liegt es an seinem durchaus sportlichem Körperbau. Ach, keine Ahnung, Fakt ist, dass sie ihn heiß finden.
Aber um aufs eigentliche Thema zurück zu kommen; Wir kennen uns gewissermaßen schon viel zu lange. Wie meine Mum schon erwähnt hat, Kindergarten, Draufgänger-Windeln etc... Naja, was soll ich noch groß erklären, er ist eben mein bester Freund, der kleine Bruder den ich nie hatte. Obwohl ich zu ihm aufblicken musste, war er trotzdem ganze acht Monate jünger als ich. Das rieb ich ihm ab und an gern unter die Nase. Okay ich will nicht Lügen;
ständig.
Er hat einen Casanova-Komplex, glaubt jedes Mal aufs neues, dass ich mich irgendwann noch in ihn verlieben werde... So ein Naivchen. Nur weil ihm das bei gefühlt jedem anderen Mädchen passiert. Aber das ist ganz klar nicht mein Bier.
Aber bevor wir jetzt weiter ins Emotionale abdriften, komme ich besser zu Lucas. Lucas ist... Er ist einfach... Lucas. Geistreiche Aussage. Ja ich weiß. Noch ein Seufzer. Nein, okay, noch nicht. Nicht jetzt. Kommen wir später zu Lucas. Vielleicht sogar etwas ganz viel später später...?
Oh, fuck. Okay. Jetzt. Lucas. Da! Purer Lucas, dachte mein Gehirn panisch, als ich ihn durchs Autofenster erblickte. Und seinen, auf mich gerichteten Blick erwiderte.
Diese Augen...
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