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Mittwoch, 21. Februar 2018

~4~Haben Grübchen ihr eigenes Lachen?

Schon damals hatte es mich unvorbereitet getroffen, er und all sein Charme, dieses umwerfende Wesen, diese Liebe, welche er immerzu ausgestrahlt hat... Jetzt war er nur noch umwerfend. Wortwörtlich.
Bevor ich auch nur seinen Namen denken (und verfluchen) konnte, saß ich auf meinem schmerzenden Hintern. Genervt starrte ich zu Jared hoch. Natürlich war er noch immer auf den Beinen und hatte vom Aufprall nichts gespürt. Es war ja schon ein Wunder, dass er mich überhaupt bemerkt, also unseren Zusammenstoß wahrgenommen hatte.
Mike stand (mal wieder) völlig verdattert neben uns und wusste nicht, wie er in dieser Situation reagieren sollte. Praktischerweise kamen sie auch nicht auf die Idee mir irgendwie aufzuhelfen, sondern glotzten weiterhin auf mich hinab. Nicht mal ein genuscheltes sorry.... Diese zurückgebliebenen, kleinen... okay. Bis zehn zählen und den Adrenalinspiegel runterfahren.
Ich atmete aus, rappelte mich dann auf, spürte wie der Zorn aus mir wich und dafür ein anderes Gefühl aber präsenter wurde. Sehr unvorbereitet und stumpf sprengte es sich in mich, verbreitete seine schmerzhaften Splitter in mir, einer Granate gleich. Ich hatte gehofft, dass es sich verändert, gewandelt und weiterentwickelt hatte.
Meine Hoffnung wurden nicht enttäuscht. Es war tatsächlich abgeflaut, schwächer geworden. Dennoch war es stark genug, um mich an den hohlen Schmerz in meiner Brust zu erinnern, der einfach nicht verschwinden wollte. Es war ein Paradoxes Gefühl; ich spürte diese Leere, als wäre ich von innen ausgehöhlt worden, als hätte man mir etwas gewaltsam genommen. Als wäre ich unvollständig. Und das machte mich oft benommen, irgendwie gleichgültig, gleichzeitig spürte ich in dieser Leere einen tiefsitzenden Schmerz, etwas Stechendes, quälendes, etwas, was nicht zu fassen war. Etwas mit Ecken und Kanten, wie tausende, scharfe Glasscherben, die sich in mich gruben und bohrten, bei jeder Bewegung Schaden anrichteten. Ich krieg keine Luft mehr...
Ich hasste es! Hasste es so sehr, wenn das mit mir geschah. Dieser Kontrollverlust ließ mich mir alles Andere herbeisehnen.
Es war ganz gleich, welches andere Gefühl ich aufschnappte und verstärkte. Ganz egal, welches durch mich hindurchfloss, welches mich dazu brachte, durch die eiskalte Wand zu brechen und wieder zu mir selbst zu finden. Solange ich nur wieder atmen konnte, fühlen und spüren konnte, wie die Zeit verging und der Schmerz in den Hintergrund gedrängt wurde. Oft war Wut der helfende Auslöser, der mich zurück ins Hier und Jetzt brachte. Nicht perfekt, aber das war in Ordnung so. Nicht grundlos sagte man mir immer wieder, ich solle mein Temperament zügeln. Oder es zumindest versuchen.
~ Na, hast du deine Zunge verschluckt oder wieso habe ich noch keinen deiner beschissenen Kommentare gehört? knurrte ich ihn an. ~ Du mich auch...murmelte er, zeigte mir den Mittelfinger und ging dann einfach davon. ~ Was? Wars das schon Jare? Keine Zugabe?!, rief ich ihm aufgebracht hinterher. Aber er beachtete mich schon nicht mehr. Als er aus meinem Blickfeld verschwand, wich jegliche Spannung aus meinem Körper und ich fühlte mich sehr müde. ~ Arsch..., murmelte ich vor mich hin. ~ Das wird wohl nie aufhören, flüsterte Mike hinter mir. Ich sah ihn nicht an, wusste, dass er mich schon durchschaut hatte. ~ Eigentlich ist es mir egal...murmelte ich und zog ihn dann mit mir.
Natürlich war das gelogen. Es erstaunte mich, wie leicht es mir mittlerweile fiel, diese kleinen Lügen zu erzählen. " Mir geht es gut", "Ich bin nur müde...", "Das ist mir egal!"
Meine Gedanken waren noch immer bei Jared, als wir auch schon vor unserem Seminar-Raum standen und der lieblichen Stimme von Madame Waren lauschten. ~ Und, weshalb sind wir zu spät? flüsterte Mike mir grinsend zu. ~ Mein Kreislauf ist zusammengebrochen. Wir waren also noch im Krankenzimmer? fragte ich leise mit unschuldigem Augenaufschlag. Mikes Daumen reckte sich zustimmend in die Höhe. ~ Leg mir deinen Arm um den Nacken und tue so, als müsstest du gestützt werden, raunte er mir mit feierlicher Miene zu. Ich unterdrückte ein Lachen und hängte mich an ihn. Bereit? fragte sein Blick. Ich nickte und setze eine Leidensmiene auf, während Mike klopfte.
~ Entre! befahl sie. Mike öffnete vorsichtig die Tür und wir traten ein in ihr Gladiatoren-Stadium. Das war es ganz klar, denn jede Stunde glich einem brutalen unfairen Blutbad...also, wenn Gehirne Blut anstatt Gehirn-Wasser weinen würdenSie schluchzten hemmungslos...stellt euch das mal vor. Ja, gar nicht lecker.
25 Augenpaare richteten sich auf uns. Jaja, glotzt nur ihr Geier...
~ Tut uns leid, dass wir uns verspätet haben, es gab da noch einen unpässlichen Zwischenfall Madame, richtete sich Mike direkt an den alten Drachen. Sie zog nur pikiert eine Augenbraue hoch und sagte: ~ Ünd der söll welscher gewösen sein? Ich verkniff mir die Frage, ob ihr schon mal jemand erzählt hatte, dass ihr Akzent total bescheuert klang und konzentrierte mich stattdessen auf meine Rolle: ~ Mein Kreislauf ist zusammengebrochen und Mike hat mir geholfen ins Krankenzimmer zu finden.
~ Öh, ach dü meynes, liebes bisschen,gett es ihnen denn bösser? fragte sie etwas mitfühlender. Oh wow, sie konnte nett sein? Sofort merken, Madame Waren besaß Mutter-Instinkte. Ihr braucht mich wirklich nicht zu verurteilen, man kann nie wissen, wann diese Info einem Mal helfen kann.
Ich nickte und wollte mich also gerade auf meinen Platz schleppen, als es dann passierte. Es traf mich völlig unvorbereitet. Das tat es jedes Mal. Aber ich hatte nach sechs Monaten Pause wirklich Hoffnungen gehabt, dass sie endlich weg wären. Nie wieder auftauchen würden. Diese verdammten Kopfschmerzen. Und ich rede nicht von normalen Kopfschmerzen, Freunde. Oder von Migräne.
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr viel zu schnell eurer Eis gegessen habt? Diesen Schmerz? Stellt ihn euch jetzt 100-mal stärker und mit fünffachem Kater nach einer Party-Woche auf Lloret de mar vor. Anschaulich genug?
Der Schmerz sammelte sich in meiner linken hinteren Hirn-Hälfte und zuckte wie Blitze auf, so wie er gerade lustig war. Immer wieder. Es ließ mich aufstöhnen. Meine Hände legten sich schützend auf die Stelle und versuchten den Schmerz wegzudrücken, was natürlich vollkommener Schwachsinn war. Er zwang mich in die Knie, ließ mich aufkeuchen und wimmern. Scheiße, so schlimm ist das noch nie gewesen. Ich biss die Zähne fest zusammen und bekam mit, wie es knirschte, hörte, dass jemand mit mir sprach, spürte wie ich berührt wurde. Aber nichts riss mich aus diesem Tunnel. Bis dann einfach alles weg war. Schwarz.
Schwarz, sein T-Shirt war schwarz gewesen, an dem Tag an dem wir uns kennengelernt hatten. Ich habe gelesen, in der Schulbibliothek die ich so unglaublich geliebt habe. Riesig, gemütlich, warm. Ein Ort des Wissens. An dem es keine Grenzen gab. Genauso wie ich es mochte. Alles war möglich, wenn man las. Du konntest fliegen, lieben, zaubern und sterben ohne wirklich all das zu erleben.
Jared hatte auch gelesen, still... geradezu gefangen von dem was er in seinen Händen hielt. Ich bemerkte ihn eigentlich nicht wirklich, sondern eher sein Buch. Während des Lesens hatte ich einmal kurz aufgeblickt und das Cover ist mir sofort ins Auge gesprungen. Es war weiß, schwarz umrandet. In der Mitte waren zwei Personen abgebildet. Diese trugen jeweils zwei Gesichter, waren jedoch ausdruckslos, leer, keine Augen, kein Mund und auch keine Nase. Ein zerbrochenes Glas lag auf dem Boden zwischen ihnen, einer der beiden schien sich an eben diesem verletzt zu haben. Ein rubinroter Tropfen, so klein und doch so wichtig.
Dieses Bild erinnerte mich damals an mein erstes Zusammentreffen mit Marco. Dezember. Tag der offenen Tür. Mein erster richtiger Flirt. Dieser Gedanke brachte mich zum Schmunzeln und zum Schaudern. Gruselige Zeit mit 14, gerade mitten in der Pubertät gewesen und dann eine langatmige(eine-Monats) Beziehung geführt. Beim Kellnern ließ ich wegen ihm und seiner Aufmerksamkeit-heischenden Versuche ein Glas fallen. Er half mir beim Aufsammeln, verletze sich dabei heldenhaft und ließ mir keine andere Wahl, als ihn zu verarzten. Seufz.
~ Hey, ist das Buch gut? hatte ich einfach so gefragt. Und dieser ebenfalls gesichtslose hatte einfach gelacht (gesichtslos, weil das Buch seines verdeckte). Ich nahm jedes Detail auf und speicherte es ab, als beim Herunternehmen des Buches mehr und mehr zum Vorschein kam. Grüne lachende Augen. Grübchen die so gar nicht zu der Farbe seines T-Shirts passen wollten. Volle grinsende, Lippen, die eine ansteckende Wirkung besaßen. Er klopfte neben sich auf den Sitzsack und schmunzelte: ~ Lass es uns herausfinden. Offen, sympathisch und ein klein wenig frech. Ich überlegte nicht lang und entschied mich dann dafür, diesem Angebot Folge zu leisten...
~ Emily? hörte ich jemanden sorgenvoll meinen Namen flüstern. Ich blinzelte und versuchte diese lachenden, grünen Augen aus meinem Kopf zu verbannen...
Nachdem sich mein Blick langsam wieder fokussiert hatte, erkannte ich, dass die Augen, welche mich direkt anblickten
a) nicht grün waren und
b) viel zu dicht vor meinen umhertanzten
~~~

Mittwoch, 14. Februar 2018

~3~ Blonde Püppchen, Déjà-vus &dunkle Augen...

Ich war so sehr in meine Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie schnell die Zeit vergangen war. Wir waren also gerade auf unseren geliebten Uni-Parkplatz aufgefahren und die erste Person, die mir direkt ins Auge fiel, war natürlich er. Lucas. Es könnte aber vielleicht daran liegen, dass auch er mir direkt in die Augen blickte. Sein Kopf hatte sich ruckartig in meine Richtung gedreht. Als hätte er gespürt, dass ich da war...
Groß, breit und komplett in schwarz gekleidet.
Der Vorzeige-Draufgänger aus dem Bilderbuch, wie er leibte und lebte. Mir war plötzlich ganz komisch zu mute, also wendete ich den Blick rasch ab und kramte in meiner Tasche. Nach irgendetwas. Wo nach, wusste ich selber auch nicht so genau. Das ist ja ein super Start in den Tag...
Vielleicht sollte ich einmal kurz erklären, was es mit ihm auf sich hatte, damit ihr das ganze Drama endlich verstehen könnt. Das ließ sich wohl nicht mehr auf später verschieben. Leider. Ein Seufzen entrang sich mir und ich ignorierte Alex fragenden Blick konsequent. Lucas... Was kann man schon zu ihm sagen? Er war auf einmal da gewesen. Allein, ohne viel Brimborium und Aufruhr. So schien er selbst auch zu sein. Wenn man es so betrachtete, war er das komplette Gegenteil von Alex. Alex war... Wie solle ich das jetzt beschreiben? 
Irgendwie hell? 
Ja, genau das traf es ganz gut. Hell und Dunkel. Alex war aufgeschlossen und immerzu am Grinsen, Flirten und Lachen. Er genoss die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen, besonders die, von dem weiblichen Teil. Er hatte kein Problem unter ihnen zu sein, nahm jede Spannung aus dem Raum und gab seinem Umfeld das Gefühl von Leichtigkeit und Sicherheit. Er war wie ein kleiner Sonnenkönig.
Lucas jedoch schien ein ruhiger Typ zu sein, blieb vorzugsweise für sich, lächelte eigentlich so gut wie nie. Er strahlte etwas... ja was war es denn eigentlich? Ich versuchte es in Worte zu fassen. Es wirkte nicht traurig, nicht gebrochen, nicht glücklich. Konzentriert irgendwie. Immerzu auf etwas fixiert, angespannt. Aber das bedeutete nicht, dass er nicht freundlich sein konnte. Nicht lachte und glücklich war. Ich hatte es bei ihm zuvor zwar noch nie gesehen, aber das hieß ja noch lange nicht, dass  es nicht möglich war. Das konnte doch eigentlich jeder Mensch, oder nicht? Es zu wollen war wohl der Entscheidende Punkt und somit eine ganz andere Geschichte. Es lag nicht am können, da war ich mir sicher...
Er faszinierte sie irgendwie, obwohl sie ab und zu auch Angst vor ihm hatte. Er tat nichts. war einfach da, mit seinen dunklen Augen und diesen langen Wimpern, die nicht nur ihre Aufmerksamkeit zu erregen schienen. Frauen hatten eben auch Bedürfnisse. 
~EMY, man, hörst du mir überhaupt zu? blökte Alex mich von der Seite an. ~Was? fragte ich, so plötzlich aus meinen Gedanken gerissen. Er warf einen Blick nach links. Unwillkürlich richtete auch ich meine Aufmerksamkeit auf diese Richtung.Oh. das ist doch jetzt nicht wahr... ~ Was soll das schon wieder? fragte ich erzürnt. ~ Als ob das was vollkommen Neues wäre  Emy, gab Alex seinen Senf dazu. Es passierte vor aller Augen, aber niemand schien es sehen zu wollen. ~ Ich kann einfach nicht glauben, dass diese hirnamputierten Gorillas Spaß daran haben, Mike jeden Tag aufs Neue durch die Gegend zu schubsen und ihn fertig zu machen. Ganz richtig, immer schön die Augen vor den unangenehmen Dingen des Lebens verschließen...
Sie spürte wie der Zorn in ihr wuchs, sie dazu brachte ihren Anschnallgurt zu lösen und aktiv zu werden. Es konnte ja keiner erahnen, was noch passieren würde.
~ Und dich scheint es nicht einmal zu interessieren, motze ich Alex an. Er zuckte zusammen, das Ganze passte ihm offensichtlich nicht in den Kram. ~ Jetzt sei doch nicht so, er muss langsam lernen sich gegen sie zu wehren, verstehst du das nicht? murrte er. ~ Wir alle mussten da mal durch...murmelte er und stieg dann, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, aus.
Irgendwie hatte er Recht, aber wir hatten zumindest jemanden gehabt, der auf uns aufgepasst hat, uns gezeigt hat, wie wir uns selbst helfen konnten, wenn es hart auf hart kam. Entschlossen schlug ich Earls Autotür zu (entschuldige Baby, ich wollte es nicht übertreiben), schulterte meinen Rucksack und stapfte direkt auf den Fleck des Grauens zu. Alex durchschaute mein Vorhaben wohl sofort und packte mich an meinem Handgelenk. Genervt blieb ich stehen und funkelte ihn an. ~ Was willst du?
~ Hör auf dich immer in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen! Ich kenn dich doch, lass es sein! Mein Starren wurde nur intensiver. ~Du wirst dich nicht zwischen die King-Kong-Fronten stellen! wies er mich zurecht. Keine Spur mehr von dem belustigten Blitzen in diesen viel zu ernst dreinblickenden Augen. Ich stutze, denn er wirkte extrem angespannt. Was ist denn jetzt mit ihm los?

~ Jungs, h-hey, wirklich, bitte, l-lasst das, bitte..., wimmerte es hinter mir. ~ Oh, scheiß drauf... murmelte ich, riss mich los und lief genau zwischen die besagten King-Kong-Fronten.
Als ich mich vor Eric, einen dieser besagten Riesen, stellte und seine Finger behutsam von Mikes Kragen löste, nahm ich aus dem Augenwinkel, lauter überraschte, geradezu verwunderte Gesichter wahr. Niemand, wirklich Niemand gab einen Ton von sich. Es war schon beinahe lustig, dass man mit ansehen konnte, wie diese Affen versuchten diese ganze Situation zu verarbeiten, um zu verstehen, was da gerade passiert war. ~ Suuuper das wir uns so problemlos verstehen, wir gehen dann jetzt..., sagte ich gedehnt und versuchte mein Glück, wollte Mike unauffällig mit mir mitziehen. Fehlanzeige. Hätte mich auch gewundert, wenns so einfach gewesen wäre... Denn auf einmal brach das große Gelächter aus. Der Typ dessen Finger ich von Mikes Kragen gelöst hatte, war der Erste, blieb aber nicht der Einzige. Er stellte sich wie eine riesige, fleischige Mauer vor uns auf. ~ Wo willst du denn hin, Em? Ich blickte trotzig und mit zusammengebissenen Zähnen zu ihm hoch. Notfall trete ich ihm halt in die Eier...
 Ohh nein, das war definitiv noch nicht alles. Die Ganze Eskorte fand meinen Auftritt wohl zum Schreien komisch und rückte enger zusammen. Es ging gerade erst los...
~ Emily! zischte Mike neben mir. Erst jetzt sah ich direkt in sein vor Angst verzerrtes Gesicht.          ~ Was ist denn? zischte ich zurück. ~ Was sollte das? flüsterte er und wand sich hin und her. Ich verdrehte die Augen (Nummer drei, tut mir leid Mum, ich gebe ja schon mein Bestes) und raunte genervt: ~ Wonach sieht es denn aus, du Intelligenzbestie? Bevor ich seine nächsten Worte verstehen konnte, wurde ich plötzlich von hinten hochgehoben.Okay? Wer hatte diese Dreistigkeit gewagt? Ich hasste es, wenn ich hochgehoben wurde! Komplett überrumpelt von dieser Situation, blickte ich hinter mich: ~ Hey! Bin ich deine Barbiepuppe oder was? Lass mich gefälligst- 
schnauzte ich, bevor ich realisierte, wer meine lebendige Leiter zum Himmel spielte.Ich war zu  verblüfft, um noch einen weiteren Ton herauszubekommen. Dunkle Augen, lange Wimpern, ein markantes, emotionsloses Gesicht, dunkle kurze Haare...Oh oh. Ich spürte wie mein Herz förmlich schrie: Los, auf Hochtouren jetzt! LOS, LOS, LOS! POCH, POCH, POCH! Das ist doch jetzt echt nicht wahr..., versuchten meine überforderten Synapsen die Informationen an mein Hirn weiterzuleiten. Gab wohl grade Stau oder so was... Um uns herum war es erneut verstummt. Ich war wohl nicht die Einzige, die total überfordert war.
~ Hey! ertönte es hinter uns schroff. Ich ignorierte diesen Ausruf komplett. Lucas Nähe und diese Augen... Was hat er nur an sich, dass ich mich plötzlich so komisch fühle, so überfordert bin?
Sein Kopf jedoch fuhr ruckartig in Richtung dieses Ausrufes. Seine Miene verdüsterte sich, wenn das bei diesen emotionskargen Gesichtszügen überhaupt noch möglich war.
~ Was willst du? erklang seine raue Stimme nüchtern. ~ Lässt du Prinzessin von Lebensmüde mal runter? herrschte sie Lucas kühl an. Ich stutze. Prinzessin von- ...warte... Alex? Auch ich drehte endlich meinen Kopf nach hinten und tatsächlich, Alex stand direkt hinter uns, erstarrt, kalt, irgendwie so gar nicht Alexhaft. Dieser Anblick war so eigenartig, dass er mir durch und durch ging. Ich blinzelte ein-zweimal, bis mir wirklich klar wurde, was das hier für ein absolut lächerliches Szenario sein musste.
~ Er hat Recht, lass mich runter! zappelte ich, von plötzlicher Sturheit gepackt. Es schien mir fast so, als ob es Lucas amüsierte, aber er ließ mich schließlich doch endlich herunter. Hatte ich zufälligerweise schon erwähnt, dass ich es hasste einfach so hochgehoben zu werden? Ja? Egal, das konnte nicht oft genug betont werden. Schön, dass wir das nochmals klären konnten.
Aufmerksam analysierte ich die Stimmung der Umgebung : die Gorillas beobachteten die Geschehnisse mit halber Aufmerksamkeitsspanne.Sie schienen schlau genug zu sein, um sich von Lucas und Alex fernzuhalten.Zumindest hatte sie diese ganze Situation von Mike abgelenkt. Apropos Mike.
Sein Blick wirkte leicht verstört, als er von Alex zu Lucas und wieder zurück, sah. Ich kicherte als ich seinen entrückten, starren Blick entdeckte. Jaja, Mikey war schon immer leicht zu erschrecken gewesen. Dieses Kichern erstarb aber abrupt, als ich mich nun Alex und Lucas zu wandte. Diese Energie. Es war kaum zu beschreiben, was da zwischen den Beiden war. Wieso hatte ich die Vermutung, dass sie sich hassten? Die Feindseligkeit, diese Aggression die zwischen den Beiden wie etwas Lebendiges pulsierte, war fast schon beängstigend.
Sie stutze, denn nach kurzem Leugnen gestand sie sich ein, dass ein Déjà-vu Gefühl sich in ihr ausbreitete, sie zu überrollen drohte. Sie schauderte als sie die wirkliche Szene mit der Szene aus ihrem Traum verglich, Warte mal... 
Bis sie dann plötzlich eine Übelkeit erregende Erkenntnis traf. Das... das kann doch nicht sein, das muss ein Zufall sein, dachte sie verwirrt. Alex und Lucas...die Beiden, sie trugen exakt dieselbe Kleidung wie in ihrem Traum. Es fehlte nur, dass Alex jetzt...-
~ Du Idiot, du hast mich belogen, schmor in der Hölle! kreischte es hinter Alex, und im nächsten Moment schüttete ein mir unbekanntes, blondes Püppchen ihm ihre Flasche über den Kopf. Alle schienen in ihren Bewegungen wie fest gefroren. Keiner sprach ein Wort, keinen Laut. Das Püppchen stakste erhobenen Hauptes davon und ich starrte ihr mit offenem Mund hinterher. Was zum...-
Mein Herz raste panisch und ich blickte mich paranoid um. Okay. Ganz ruhig bleiben, Emily, atme ein und aus. Ein und aus. Ein und...- DAS kann doch nicht sein, ich bin doch kein Medium oder so ein Mist!!?Ach zum Teufel mit der Ruhe.
Einem verrückten Impuls folgend, stellte sie sich zwischen Alex und Lucas.
~ So Jungs, ich habe keine Lust auf eure dramatische Scheiße, wir kommen zu spät also bewegt eure -
Eine Sekunde. Nur eine Sekunde verging und beide wendeten sich einfach gleichzeitig von ihr ab. Ließen sie stehen. Verdattert blickte sie von links nach rechts:
~ Hey, hallorief ich völlig empört. Aber keiner der Beiden schien mich zu beachten. ~ Ist das jetzt euer Ernst? rief ich den beiden immer noch hinterher. Immer noch keine Reaktion. ~ Gut, dann ignoriert mich doch, brüllte ich ihnen nach und machte dann auf dem Absatz kehrt. Mitten in dieser Bewegung schnappte ich mir Mike und zerrte ihn hinter mir her. ~ Komm jetzt, wir kommen zu spät zum Französisch-Seminar, maulte ich ihn an.  Ach, wie ich diesen Uni-Alltag doch liebe... drängen wir den Psychoshit mit den Traumvisionen mal in die hinterste Ecke meines Hirns und konzentrieren uns darauf, den Alltag zu überleben.
Gerade als ich dachte, ich könnte ein wenig aufatmen, stieß ich schon mit dem nächsten Problem zusammen und fragte mich, womit ich das verdient hatte...
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Sonntag, 11. Februar 2018

~2~

Okay, Uni ist eben mein Job, ich muss da halt hin, sie seufzte ergeben und kroch aus dem Bett. Ja, na gut, um fair zu sein; eigentlich musste ich ja nirgendwo hin, ich studiere, weil ich das will aber die berüchtigte Anwesenheitspflicht ist nun mal kein Mythos.
Geistesabwesend sprang sie unter die Dusche, zog sich an, ging also ihrer morgendlichen Routine nach. Appetit hatte sie keinen, auch wenn ihre Mom solche "Ausreden" nicht akzeptierte.
~ Was meinst du denn mit keinen Appetit? ~ Es heißt in der Verhaltenslehre doch nicht umsonst Appetenzverhalten, Kind, du musst essen, so hat es die Natur vorgesehen! predigte sie mal wieder mit drohendem Finger, auf ihre Art und Weise, irgendwie liebevoll. Ich verdrehte ungewollt die Augen (ist eine meiner vielen schlechten Angewohnheiten, hach was bin ich doch wieder bösartig) und knabberte an einem Apfel. ~ Mom, ich muss jetzt wirklich los, Alex holt mich gleich ab. Ups. Mist.
Das hätte ich wirklich nicht erwähnen sollen. Sie würde sich am liebsten in den Hintern treten.

Moms Augen begannen sofort zu strahlen...oh nein, bitte nicht schon wieder, dachte sie.
~ Er ist so ein liebenswerter, junger Mann Emily, schon damals in seinen Draufgänger- Windeln war er einfach nur zauberhaft! träumte sie wieder vor sich hin. Bevor ich sie aus ihrem Alex- Paradies zerren konnte, ertönte draußen das mir allzu vertraute Hupen von Earl. Wenn man grad vom Teufel spricht; ~ Ich bin dann mal weg, bis heut Abend Mum. Bevor sie etwas erwidern oder auch nur irgendwie reagieren konnte, war Emily auch schon aus der Tür gesprungen und lief zum guten alten Earl. Zärtlich strich sie über sein Dach und lächelte.
~ Hey, hörst du mal auf mit dem Auto zu flirten und steigst ein, Madame? ertönte es grinsend von der Fahrerseite. ~ Er wird unsere Gefühle niemals akzeptieren Baby, flüsterte ich dem Prachtstück liebevoll zu und stieg dann doch ein. Kopfschüttelnd startete er den Motor; ~ Was hat Earl, was ich nicht habe Süße? jammerte er in melodramatischem Herzschmerz-Ton. SüßeSo klebrig, so wäh. Sie hätte sich am liebsten gewunden, um ihrem Eckel und Protest Ausdruck zu verleihen.
~ Erstens; vergiss das Süße oder du wirst es noch bereuen,
zweitens; Earl ist der Traum aller Frauen Alex, sieh es endlich ein, du kannst ihm nicht das Wasser reichen, schmunzelte sie.
~ Verflucht seist du Earl..., murmelte er ergeben und fuhr endlich los. Richtung Uni. Yeah, was für eine unbändige Freude. Nicht. Naja vielleicht war da doch ein kleiner Funke Freude. Winzig klein.
~ Und heut Nacht wieder was Verrücktes geträumt? hakte er nach, während ich aus dem Fenster blickte und meinen Gedanken nach hing. Das traf sie nun doch etwas unvorbereitet und sofort schossen ihr die Bilder von Lucas durch die Gedanken. Von Lucas und ihr...
Ich spürte, wie ich errötete und fluchte innerlich auf, versuchte an etwas anderes zu denken. Weg mit Lucas! Weg mit ihm und seinen verflucht schönen Augen. Mist.
~ Emy? Hallo, noch da? Ich spürte seinen fragenden Blick auf mir und nahm mich zusammen;
~ Ehhhm...ja, klar, war eigentlich wie immer sehr eigenartig,einzigartig  und ziemlich..., ich suchte nach dem richtigen Wort;
...krank, du weißt schon..., druckste ich rum.
~ Wieso, hast du von mir geträumt? raunte er mit seinem anzüglichen Lächeln zu. Und schon zum zweiten Mal verdrehte sie heute die Augen. Es tut mir leid Mom, er zwingt mich geradezu, dachte sie unschuldig. Ihre Mum hasste diese Angewohnheit, sie fand es respektlos. Na gut, wenn du es so haben willst Alex, kannst du haben;
~ Ach...ja, eigentlich schon, wieso? murmelte ich und sah ihn bewusst nicht an. Plötzlich war er still und sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen als sie ihn schlucken hörte. Sie spürte seinen Blick auf sich. Alex, Alex, Alex, woran denkst du denn schon wieder? dachte sie schelmisch. ~ Wie meinst du das? fragte er sichtlich konzentrierter als eben noch. ~Du, ich. Wir beide Alex, nachts...verstehst du, was ich meine? Es war einfach nur..., sie seufzte gespielt verzückt und warf ihm einen schüchternen Blick zu, beobachtete voller Schadenfreude, wie er nervöser wurde. ~ Ach, komm Em, haha, ich weiß, was du -
~ Das mit uns, du hast gewusst, dass es mal so kommen würde...unterbrach sie ihn. Sein Blick huschte erneut zu ihrem Gesicht und das, was er sah überforderte ihn etwas. Hat sie wirklich so von mir geträumt? Ihr Gesicht ist ganz rot, stellte er irritiert fest.
~ Emy, du, d-as ist... das mit uns war doch i-immer...stotterte er. Was mach ich hier eigentlich? fragte er sich, während er seinem eigenen Gestotter zuhörte.
~ Wieso? Komm schon, du weißt doch das du es auch willst...murmelte ich und rückte mit verletzlichem Blick näher an ihn heran. Normalerweise beließ ich es bei meinen Sprüchen. So, probieren wir mal etwas Neues. Ich rückte noch näher heran und als ich seinen Arm berührte, machte er einen Satz und zog zischend die Luft ein. Er klang wie eine fauchende Katze. Das war zu viel, ich konnte meine liebeskranke Fassade nicht mehr aufrechterhalten und brach in schallendes Gelächter aus.
~ Huch, plötzlich so schreckhaft Mister taff und ober cool? grinste ich breit. Er atmete ein und aus, brüllte dann: ~ WILLST DU UNS BEIDE UMBRINGEN?!
Ich lachte nur noch lauter; ~ Idiot, mach dir nicht ins Draufgänger-Höschen, ich kann nichts dafür, wenn du jedes Mal darauf reinfällst. Er schnaubte wütend und drehte die Musik demonstrativ lauter.
Typische Reaktion eines Alexanders. Naja, zumindest dieses Alexanders. Der kriegt sich schon wieder ein, dachte sie gut gelaunt, lehnte sich zurück, schloss die Augen und lauschte der Musik.  
Nur einmal um das klar zu stellen. Alex und ich ... nein. Eh eh. Niemals! Er ...er ist einfach Alex, der Typ Mensch, der mit seinen ach so fantastischen eisig-blauen Augen jedem Mädchen den Kopf verdrehte. Er war groß, gut aussehend, und gar nicht mal so auf den Kopf gefallen. Schönheit liegt zwar im Auge des Betrachters, aber die Studentinnen scheinen alle wohl irgendwie auf einen markanten Kiefer, ausgeprägt Wangenknochen und eine römische Nase zu stehen. Oder vielleicht liegt es an seinem durchaus sportlichem Körperbau. Ach, keine Ahnung, Fakt ist, dass sie ihn heiß finden.
Aber um aufs eigentliche Thema zurück zu kommen; Wir kennen uns gewissermaßen schon viel zu lange. Wie meine Mum schon erwähnt hat, Kindergarten, Draufgänger-Windeln etc... Naja, was soll ich noch groß erklären, er ist eben mein bester Freund, der kleine Bruder den ich nie hatte. Obwohl ich zu ihm aufblicken musste, war er trotzdem ganze acht Monate jünger als ich. Das rieb ich ihm ab und an gern unter die Nase. Okay ich will nicht Lügen;
 ständig.
Er hat einen Casanova-Komplex, glaubt jedes Mal aufs neues, dass ich mich irgendwann noch in ihn verlieben werde... So ein Naivchen. Nur weil ihm das bei gefühlt jedem anderen Mädchen passiert. Aber das ist ganz klar nicht mein Bier.
Aber bevor wir jetzt weiter ins Emotionale abdriften, komme ich besser zu Lucas. Lucas ist... Er ist einfach... Lucas. Geistreiche Aussage. Ja ich weiß. Noch ein Seufzer.  Nein, okay, noch nicht. Nicht jetzt. Kommen wir später zu Lucas. Vielleicht sogar etwas ganz viel später später...?

Oh, fuck. Okay. Jetzt. Lucas. Da! Purer Lucas, dachte mein Gehirn panisch, als ich ihn durchs Autofenster erblickte. Und seinen, auf mich gerichteten Blick erwiderte. 
Diese Augen...
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Samstag, 10. Februar 2018

~1~

Ein nervöses Lachen. Oh. Das war ja ich. Ich zupfte an meinen Locken und blickte konzentriert gen Boden. ~ Ich bin dann mal weg...! lachte ich. Oh verdammt hör auf so dumm zu lachen, rügte ich mich streng.
~ Ich glaube nicht... seine Augen ließen nichts aus. Sie spürte wie sein Blick von oben bis unten alles, wirklich alles erfassten, wusste, wie dunkel seine Augen jetzt sein mussten. Tief einatmen, ausatmen... ~ Lucas, es ist schon spät, ich... a-also ...wieso stotterte ich jetzt? ~ Emy, ...sein Lächeln verursachte eine prickelnde Gänsehaut, die sich über meinem ganzen Körper ausbreitete. Jetzt reiße dich zusammen Emily! wies ich mich selbst zurecht. Aufrichten, standhalten.
Er schlenderte langsam auf sie zu. Sie ließ ihn nicht aus den Augen. ~ Es stürmt draußen, du solltest hierbleiben und warten bis sich alles beruhigt hat, murmelte er nebensächlich und strich sich durch die Haare. Er war also auch nervös. Wieso verdammt war er nervös?
Sie standen sich jetzt gegenüber, hätten sich berühren können... Nicht in seine Augen sehen, bloß nicht in seine Augen blicken! Er hat so schöne Augen. Ich kann nicht denken, wenn ich - 
Zu spät...
Sie hatte nur einen kurzen Blick gewagt, aber dieser Moment hatte gereicht. Sie waren so dunkel. So intensiv. ~ Du hast so lange, dunkle Wimpern, murmelte sie fasziniert und ihre Hand näherte sich seinem Gesicht. Plötzlich wirkte er nicht mehr so stark. Seine Fassade bröckelte, sein Atem stockte. ~ Hm, etwas stoppelig, lächelte sie. Er seufzte, schloss seine Augen und schmiegte seine Wange in ihre Hand...
Sie spürte, wie sich die Wärme von ihren Fingerspitzen auf ihrem gesamten Körper ausbreitete. Kein Laut. Da gab es nur ihn, sie, die Nacht und den trommelnden Regen. Ihr Herz schlug beständig, ruhig, gefasster als je zuvor in Lucas nähe. Es überraschte sie, positiv, ließ sie eine gewisse Genugtuung fühlen.
Deine Macht, dein Einfluss auf mich lässt nach..., dachte sie erleichtert. Unerwartet öffnete er seine Augen und betrachtete sie. Es war anders. Wo war seine Selbstsicherheit, dieses stetige wilde Funkeln in seinen einnehmenden Augen hin? Offenheit, Ehrlichkeit, es wirkte geradezu verletzlich... das las sie aus ihnen. Das verunsicherte sie. Enorm sogar. Mit dem frechen, schlagfertigen Lucas kam sie zurecht. Sie kannte ihn, wusste wie sie darauf reagieren konnte. Aber das?
Ihr Puls beschleunigte sich zunehmend. Heiß, Gott wieso ist mir so heiß? Schlagartig wurde ihr bewusst, wie nah sie sich eigentlich waren, wie schnell ihr Herz schlug, wie gut er roch, wie laut der Regen gegen die Fensterscheiben trommelte. Seine Stoppeln, sie waren viel zu deutlich zu spüren... Alles war so intensiv.
~ Emily? Seine Stimme, sie elektrisierte mich. Er nennt mich nur so, wenn er vorhat etwas Ernstes anzusprechen.
Lucas hörte nicht auf sie anzusehen, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und berührte ihre Lippen. Eine Spannung baute sich zwischen ihnen auf. Eine sogartige, dominante Spannung, die so leicht hätte zerstört werden können...nur ein falsches Wort, eine unpassende Bewegung.
~ Emily...erklang seine raue Stimme erneut.
~ Ja? hauchte sie. Sie spürte die Hitze seines Körpers, wollte ihm noch näher sein, alles fühlen, ertasten, schmecken...
Emily, was denkst du da nur!?fragte sie sich errötend, begann leicht zu zittern. Er schmunzelte, strich ihr mit dem Daumen über ihre Wange. Sie schloss die Augen, so wie er es noch vor wenigen Augenblicken getan hatte, genoss diese Zärtlichkeit, wusste nicht, was da mit ihr passierte...
~RUMS!~
Ein hartes, dringliches Klopfen ließ die beiden auseinander fahren. Erneutes Klopfen. Ohne sich anzusehen, schritten sie gemeinsam zur Tür. ~ Haaalt! Was machst du da? fuhr ich ihn an, versuchte mein Herzrasen zu ignorieren und stellte mich vor die Tür. Er zog eine Augenbraue hoch: ~ Die Tür öffnen?
Es klopfte schon wieder, diesmal so hart, dass das stabile Holz erzitterte. Sie zuckte bei jedem Schlag zusammen. ~ Hallo? Nachts? Wald? Irrer Serienkiller?? Er schnaubte nur: ~ Entspann dich, ich beschütze dich dann schon. Dieses Augen-verdrehen konnte ich mir jetzt wirklich nicht verkneifen: ~ Du bist so ein Idiot! Ah. Ja, da war es wieder, das Macho-Arschloch.
~ H-hey, lass mich runter !!quiekte sie, als er sie ohne jede Vorwarnung an der Taille packte und hochhob. Emotionslos stellte er sie einen Meter neben der Tür ab und wandte sich gleichgültig dieser zu. ~ Griff packen, Drehung aus dem Handgelenk, auf, sagte er, während er genau das zeitgleich ausführte. Angespannt blickte sie zur Tür und wartete, was dort sein würde...
~ Alex; stellte Lucas nüchtern fest. Ich blinzelte. Einmal. Zweimal. Er war es wirklich, triefend nass von oben bis unten, sehr schlecht drauf...und...
nein, nicht nur schlecht drauf. Er war so richtig sauer. Oh oh...scheiße, fluchte ich innerlich.
Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie er wortlos durch die Tür trat und diese hinter sich zu schlug. Sehr energisch, wohlgemerkt. Seine blauen Augen ließen sie erschauern, so eiskalt und distanziert wie sie sie in Grund und Boden starrten. Angespannte Stille. So was liebe ich ja geradezu...
Alex und Lucas lieferten sich ein tödliches Blick-Duell. Ich stand nur zwischen den beiden und fühlte mich allein deswegen schon ziemlich unbehaglich. ~ Ehem..., versuchte ich es mit einem Räuspern.
Die beiden ignorierten sie geflissentlich und waren nur aufeinander fixiert. ~ Alex...? versuchte sie es erneut zögerlich. ~ Was ist? knurrte er gereizt. Sie fühlte, wie sie sich aufrechter hinstellte und das Kinn hob, denn sie hasste es, wenn er seine dominante Masche bei ihr versuchte. Wieso hatte er nicht verstanden, dass sie das nicht im geringsten interessierte. Das war im Kindergarten schon so gewesen und das würde auch immer so bleiben. ~ Was machst du eigentlich hier? schnauzte ich ihn an, von Verlegenheit oder Scham keine Spur. Wieso auch, sie hatte ja nichts Unstetes getan, oder?
~ Was ich hier mache? ist das dein Ernst, schnauzte er noch unfreundlicher zurück. ~ Was willst du denn mit dem Köter hier, allein, nachts im Wald, hm? provozierte er mich.
Sie errötete schon wieder. So ein Mist. Dabei gibt es doch Garnichts zu erröten. Eigentlich ja nicht... hm... später, darüber zerbrechen wir uns den Kopf später.
~ Wen nennst du hier Köter? ertönte es viel zu ruhig aus der entgegengesetzten Ecke. Lucas wirkte sehr angespannt, sehr ruhig, viel zu konzentriert für eine solch harmlose Situation. Es war schließlich nicht das erste Mal, das die beiden aneinander gerieten.
~ Es geht dich nichts an was ich mit wem, wann mache, Alex, kannst du nicht einfach aufhören meinen Babysitter zu spielen? Sein Blick richtete sich erneut auf Emily. Oh man, schau nicht so böse, dachte sie genervt. Er seufzte plötzlich auf, schüttelte sich kurz und kam dann langsam auf mich zu.
~ H-hey...warte mal, Alex, das ist überhaupt die schlechteste Idee die du je gehabt hast, rief ich aus während ich langsam zurücktrat, einen Schritt nach dem anderen. Es war fast so, als hätte er Lucas ausgeblendet, als wäre er es nicht Wert beachtet zu werden.
~ Ich finde es so wundervoll, wie nass ich bin, und das verdanke ich dir Emylein...kooommm und drücke mich mal ganz fest, naaa? sprach er mit ihr als wäre sie gerade stolze fünf Jahre alt geworden. Wie, verdammt, wie konnte diese Situation nur so verdreht sein? dachte sie perplex. ~ Ich warne dich, Alex... ich werde dich für den Rest meines Lebens hassen, ... d-du bekommst meinen Nachtisch nie wieder. Verdammt jetzt bleibe doch mal stehen! quickte sie und stellte sich hinter Lucas. Der drehte sich nur zu ihr um und betrachtete sie nachdenklich. ~ Was? fuhr sie ihn an. Er zuckte die Schultern und begann zu singen... ~ Ohhh solleeee mioooooo...
Was zum ...!?
Verschlafen schlug ich nach meinem Wecker und fluchte inbrünstig auf drei verschiedenen Sprachen, bis ich das Mist-Ding endlich erwischt hatte und seufzend zurück ins Bett sank.
Oh mein Gott...was war das denn für ein Traum, dachte sie komplett überfordert und zog sich die Bettdecke schützend über den Kopf. Wenn mich keiner sehen kann, dann bin ich nicht da, dieses Prinzip hat früher jeder akzeptiert und verstanden, als ich vier war. Wieso klappt das heute nicht mehr, dachte sie frustriert und wagte es nicht, nur einen Blick Richtung Wecker zu werfen. Ich. Will. Nicht. Aufstehen! Aber ich muss.
Und wie soll ich Alex und Lucas unter die Augen treten? Sie spürte wie ihr warm wurde, als sie sich an den Moment erinnerte, an dem sie und Lucas so intim miteinander waren. Ich will da nicht hin, dachte sie quengelig und trat frustriert gegen ihre Bettdecke.
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